
Dein persönlicher Bildstil in Lightroom Classic: Kreative Farbgestaltung für deine unverwechselbare Handschrift
Neurapix
16.09.2025
Bei der Bildbearbeitung geht es nicht nur um technische Korrektur, sondern darum, wie sich ein Bild anfühlen soll. Farbgestaltung in Lightroom ist die kreative Schicht nach der Korrektur: kleine Nuancen, die Sommergrün nostalgisch oliv wirken lassen, warme Highlights, die eine Hochzeitsszene romantisch erscheinen lassen, oder kühle, kontrastreiche Schatten, die Sportaufnahmen einen cineastischen Charakter geben. Technische Korrektur schafft Vertrauen, die kreative Farbgebung erzeugt Emotion und prägt deine Bildsprache.
Im ersten Teil dieser Serie ging es um die Farbkorrektur in Lightroom: neutrale Weißtöne und natürliche Hautfarben. Darauf aufbauend zeigt dieser zweite Teil den kreativen Prozess. Alles passiert innerhalb von Lightroom Classic und stützt sich auf drei Kernwerkzeuge, die präzise und reproduzierbare Ergebnisse liefern: HSL/Farbe für feine, gezielte Anpassungen, die Farbkorrektur für stimmungsvolle Tonungen in Schatten, Mitteltönen und Lichtern sowie die Kalibrierung als Grundlage für konsistente RAW-Farben – auch über verschiedene Kameras hinweg.
Jedes Tool hat seine Stärken. In den nächsten Abschnitten erfährst du, wie du sie sinnvoll einsetzt, Hauttöne schützt und Bildstile für Hochzeiten, Familien, Business oder Sport anpasst. Wichtig bleibt dabei die Reihenfolge: erst korrigieren, dann graden, dann lokale Feinheiten und Export. Mit KI-Unterstützung geht das Ganze schneller, ohne dass dein persönlicher Stil verloren geht.
Warum überhaupt graden?
Selbst bei perfekter Korrektur sind die Lichtbedingungen in der Praxis chaotisch: blaue Schatten am Mittag, goldenes Licht bei Sonnenuntergang, magentafarbene LEDs, Tunnelbeleuchtung im Stadion. Farbgestaltung in Lightroom ist die verbindende Ebene, die aus vielen Einzelszenen eine stimmige Geschichte macht.
Und sie ist deine visuelle Handschrift. Zu Familienfotos passen oft helle Pastelltöne, Paare mögen warme Highlights mit neutralen Schatten, Sportfotos wirken mit kühlen Schatten und kräftigen Teamfarben. Gute Farbgestaltung lenkt den Blick und wirkt wie handwerkliche Sorgfalt – nicht wie ein aufgesetzter Effekt.
Merke: Technische Korrektur schafft Vertrauen; Farbgestaltung schafft Emotion und Zusammenhalt.
HSL/Farbe – feine Griffe ohne Risiko für Haut
Wenn Korrektur deine ruhige Hand ist, dann ist HSL dein feiner Pinsel. Du veränderst gezielt einzelne Farben statt Tonbereiche – das macht es gerade bei Menschenfotos zur sichersten Einstiegsstelle. Halte dich an kleine Eingriffe (z. B. ±2–8 Farbton, –5 bis –20 Sättigung, ±5–15 Luminanz). Da du die Farben schon vorher korrigierst, brauchst du keine drastischen Eingriffe.
Beispiele für Looks mit HSL
Ein sommerlicher vintage Look entsteht, wenn du die Grüntöne leicht ins Oliv verschiebst und den Himmel dunkler und satter wirken lässt. Dafür reicht es, den Grün-Farbton etwa –5 bis –15 und die Grün-Sättigung –5 bis –20 zu verschieben. Unterstützend kannst du den Gelb-Farbton um –5 bis –10 korrigieren und die Gelb-Luminanz leicht anheben (+5 bis +15), was einen sonnigen, warmen Eindruck erzeugt. Optional lässt sich auch die Blau-Luminanz um –5 bis –15 absenken, um den Himmel noch kräftiger darzustellen.
Für einen klaren, business-tauglichen Look mit kräftigem Himmelblau erhöhst du die Blau-Sättigung um etwa +5 bis +15 und senkst die Blau-Luminanz –10 bis –25. Indem du zusätzlich den Aqua-Farbton zwischen –5 und –15 verschiebst, ziehst du Cyan in Richtung Blau, was Außenaufnahmen einen seriösen, kontrastreichen Charakter gibt.
Ein praktischer Tipp: Nutze das Zielkorrektur-Werkzeug und ziehe direkt über Blattwerk oder Himmel – Lightroom bewegt automatisch die passenden Regler für die gewählten Bildbereiche.

Foto: Formaphotography
Hautfreundliche Mikrobewegungen
Da sich Hauttöne in Lightroom überwiegend im Orange-Kanal mit einem kleinen Anteil Rot bewegen, haben schon sehr kleine Veränderungen eine große Wirkung. Für einen goldenen, warmen Teint genügt es, den Orange-Farbton leicht in Richtung Gelb zu verschieben (–2 bis –6), die Orange-Luminanz um +5 bis +15 anzuheben und gleichzeitig den Rot-Farbton (–2 bis –6) sowie die Rot-Sättigung (–3 bis –12) etwas zu reduzieren.
In kühlen Lichtsituationen, in denen Haut schnell fahl wirkt, kannst du den Orange-Bereich sanft sättigen (+3 bis +8) und die Luminanz noch etwas anheben (+5 bis +10). Stehst du dagegen im grellen Sonnenlicht, empfiehlt es sich, die Orange-Luminanz leicht zu senken (–5 bis –10) und die Rot-Sättigung zurückzunehmen (–5 bis –10), damit die Haut nicht überstrahlt wirkt.
Ein paar Tipps helfen, unerwünschte Nebenwirkungen zu vermeiden: Werden Zähne oder Weißtöne gelblich, ist es besser, sie lokal mit einer Entsättigungs-Bürste um etwa –10 bis –20 zu korrigieren, statt den gesamten Orangen-Bereich abzukühlen. Und wenn Haare einen Kupferstich bekommen, kannst du das schnell ausgleichen, indem du den Gelb-Farbton um –2 bis –6 korrigierst oder die Gelb-Sättigung um –5 reduzierst.
Stil-Presets, die sich bewährt haben
Für einen hellen und luftigen Stil, wie er oft bei Familien- oder Neugeborenen-Shootings beliebt ist, verschiebst du den Orange-Farbton leicht ins Gelbliche (ca. –3), hebst die Orange-Luminanz um etwa +10 an und reduzierst gleichzeitig die Sättigung im Gelb- und Grünbereich. So wirken Hauttöne sanft und freundlich, während störendes Blattgrün im Hintergrund zurückgenommen wird.
Der warme und romantische Stil, klassisch für Hochzeiten, lebt von einem Orange-Farbton leicht in Richtung Gelb (–3 bis –6), einer angehobenen Gelb-Luminanz und kräftigeren Blautönen, die Himmel und Wasser intensiver wirken lassen. Dieses Zusammenspiel sorgt für eine leuchtende, aber dennoch natürliche Anmutung.
Für einen kraftvollen Sport-Stil setzt du vor allem auf die Blautöne: Erhöhe die Sättigung um +10 bis +20, senke die Blau-Luminanz um –10 bis –20 und gib den Gesichtern mit einer leichten Anhebung der Orange-Luminanz etwas Präsenz. Dadurch wirken Trikots und Vereinsfarben besonders intensiv, ohne dass die Haut unnatürlich verfärbt wird.
Wenn HSL/Farbe allein nicht mehr ausreicht – etwa um kühle Schatten zu gestalten, ohne Hauttöne zu beeinflussen – ist es Zeit, mit der Farbkorrektur zu arbeiten.
Das Farbkorrektur-Panel
Mit der Farbkorrektur steuerst du gezielt Schatten, Mitteltöne und Lichter – und wenn nötig ergänzt du das Ganze um einen globalen Farbstich. Schon geringe Sättigungswerte zwischen 5 und 20 reichen auf gut korrigierten Dateien aus, um eine deutliche Stimmung zu erzeugen, ohne dass die Hauttöne verfälscht werden.
Jeder Bereich besitzt drei Regler: Der Farbton bestimmt die Richtung der Tönung, zum Beispiel ein kühles Petrol, ein bernsteinwarmer Look oder ein zartes Rosé. Die Sättigung legt die Intensität dieser Tönung fest, während die Luminanz regelt, ob der jeweilige Bereich heller oder dunkler erscheint. Unterhalb dieser Räder findest du noch zwei übergeordnete Schieber: Der Abgleich bestimmt, ob Schatten oder Lichter stärker ins Gewicht fallen, und die Vermischung legt fest, wie weich die Übergänge zwischen den Bereichen ineinanderfließen.
Beispielaufbau: „Warme Highlights, kühle Schatten, neutrale Hauttöne“
Dafür gibst du den Schatten einen Petrol-Ton (Farbton 190–220, Sättigung 6–12) und den Highlights einen champagnerwarmen Glanz (Farbton 30–60, Sättigung 6–15, Luminanz –5 für saubere Kleider). Mit dem Abgleich verschiebst du die Gewichtung leicht in Richtung Highlights (+10 bis +25), während die Mitteltöne neutral oder dezent warm bleiben (Farbton 20–40, Sättigung 3–8, Luminanz +2–6). Wer möchte, kann zusätzlich einen leichten globalen Farbstich mit einer sehr niedrigen Sättigung (2–6) hinzufügen, um das Gesamtbild subtil zu harmonisieren.

Foto: Formaphotography
Drei Praxis-Bildstile
Ein besonders beliebter Aufbau für Hochzeiten oder Paarshootings ist der warme und romantische Stil. Dabei erhalten die Schatten einen kühlen Petrolton (Farbton 200–210, Sättigung 6–10), während die Highlights in einem warmen Champagnerton leuchten (Farbton 35–55, Sättigung 8–15, Luminanz –5). Mit einem Abgleich von +10 bis +25 verschiebst du die Gewichtung in Richtung der Lichter, und eine Vermischung zwischen 50 und 70 sorgt für weiche Übergänge. So entstehen strahlende Gesichter und eine atmosphärische Tiefe, ohne dass die Haut unnatürlich wirkt.
Für Sport- oder urbane Motive eignet sich ein dramatischer, moody Bildstil. Hier werden die Schatten stark betont, indem du ihnen einen satten Blauton gibst (Farbton 200–220, Sättigung 10–18, Luminanz –10 bis –20). Die Highlights bleiben dagegen dezenter mit einem warmen Akzent (Farbton 25–35, Sättigung 6–10). Ein Abgleich zwischen –5 und 0 hält die Balance eher bei den Schatten, während eine Vermischung von 30–50 den Kontrast knackig hält. Das Ergebnis ist ein kraftvoller, filmischer Look, der Spannung vermittelt.
Familienfotos in der Goldenen Stunde profitieren von einem Vintage- oder Filmstil. Dazu gibst du den Schatten eine warme Nuance (Farbton 30–45, Sättigung 6–10, Luminanz –5) und bringst in den Mitteltönen eine leichte Farbverschiebung ein – entweder ins Olivgrüne (Farbton 70–90, Sättigung 3–6) oder ins Rosé (Farbton 320–340, Sättigung 3–6). Die Highlights hältst du sanft und zurückgenommen (Farbton 45–60, Sättigung 4–8, Luminanz –8). Mit einem Abgleich von +5 bis +15 und einer Vermischung zwischen 60 und 80 ergibt sich ein harmonischer, filmisch anmutender Gesamteindruck, der warm und zeitlos wirkt.

Foto: Formaphotography
Hauttöne bewahren
Gerade bei Porträts ist es wichtig, die Hauttöne natürlich zu bewahren. Deshalb solltest du die Mitteltöne nur sehr vorsichtig sättigen (3–8) und stattdessen lieber mit einer leichten Anhebung der Luminanz (+2 bis +6) arbeiten, um einen sanften, natürlichen Glow zu erzeugen. Wenn du starke Schattentönungen einsetzt, empfiehlt es sich, eine Maske „Personen“ zu verwenden oder ausschließlich den Hintergrund zu graden, damit die Haut unberührt bleibt. Auch in den Lichtern gilt Zurückhaltung: Begrenze die Sättigung und kontrolliere Glanzstellen, indem du die Luminanz leicht nach unten ziehst (–5 bis –10).
Typische Probleme und ihre Lösungen
Kommt es vor, dass der Look stumpf oder schmutzig wirkt, solltest du die Vermischung erhöhen und gleichzeitig die Sättigung in den Schatten reduzieren. Erscheint die Haut zu orange, hilft es, die Sättigung der Mitteltöne zurückzunehmen, den Abgleich stärker zu den Schatten zu schieben oder gezielt Orange und Rot im HSL-Panel nachzujustieren. Und falls sich Weißtöne verfärben, nimm die Highlight-Sättigung zurück und gleiche das Verhältnis über Abgleich und Vermischung aus – so bleiben Kleider, Hemden oder Hintergründe sauber und neutral.
Kalibrierung: Der versteckte Hebel
Die Kalibrierung beeinflusst, wie Lightroom RAW-Daten den RGB-Primärfarben zuordnet. Kleine Eingriffe hier ersparen dir harte HSL- oder Farbkorrektur-Anpassungen – für saubere Haut und weniger Nebenwirkungen. Die Reihenfolge: Profil > Kalibrierung > HSL > Farbkorrektur > lokale Anpassungen.
Kreative Einsatzmöglichkeiten (kleine Schritte)
Teal-Himmel: Blau-Primär-Farbton –5 bis –10; Sättigung +5 bis +15
Haut schmeichelhafter: Rot-Primär-Farbton –2 bis –6; Rot-Sättigung –5 bis –10
Einheitliche Vegetation: Grün-Primär-Farbton +2 bis +8; Sättigung –5 bis –15
Ruhigere Schatten: Blau-Primär-Sättigung –5 bis –10
Kamerübergreifende Konsistenz
Wähle eine neutrale Szene mit deiner Referenzkamera, bearbeite sie und gleiche anschließend die Aufnahmen der anderen Gehäuse über die Kalibrierung an. Damit der Abgleich nicht jedes Mal neu erfolgen muss, lohnt es sich, Kalibrierungs-Presets pro Kamera anzulegen und diese direkt beim Import anzuwenden. So bleibt dein Bildstil über verschiedene Bodies hinweg konsistent.
Achtung: Wenn du bei der Kalibrierung über ±10 beim Farbton oder über +20 bei der Sättigung hinausgehst, solltest du unbedingt die Haut- und Neutraltöne prüfen. Denk daran: Die Kalibrierung dient vor allem dazu, Charakter und Konsistenz zu sichern – nicht, um Mischlicht zu korrigieren.
Maskenbasiertes Grading (Fortgeschritten)
Globale Farbgestaltung ist stark, stößt aber bei harten LED-Lichtern, Beamern oder farbigen Tunneln schnell an Grenzen. Masken halten Hauttöne sauber und sichern Markenfarben.
Beginne mit einem globalen Grading und nutze anschließend die Maske „Personen“, um die Hauttöne zu schützen. Für Gesichter reicht meist eine minimale Korrektur der Temperatur (+2 bis +5) und eine leichte Reduzierung der Sättigung (–5 bis –10).
Den Himmel oder die Umgebung kannst du vertiefen, indem du die Blau-Sättigung erhöhst und die Luminanz senkst – oder du bringst Wärme ins Bild, indem du Tönung und Temperatur leicht anhebst. Störende LEDs oder Projektoren lassen sich mit der Maske „Farbbereich“ abdämpfen (Sättigung –15 bis –40 oder Farbton verschieben); kombiniere das bei Bedarf mit der Maske „Hintergrund“, damit die Haut natürlich bleibt.
Auch Kleidung lässt sich separat anpassen – etwa über „Personen > Kleidung“ oder die Objektauswahl. Um die Reinheit von Weißtönen zu bewahren, eignet sich die Maske „Luminanzbereich“, kombiniert mit einer leichten Entsättigung und neutraler Temperatur/Tönung.

Foto: Formaphotography
Mini-Case-Studies: Wie der Bildstil in verschiedenen Genres funktioniert
Hochzeitslook: Von Tageslicht bis Abendbeleuchtung
Im Schatten reichen kleine Anpassungen in HSL/Farbe: Verschiebe den Orange-Farbton leicht ins Gelbliche (–3) und hebe die Orange-Luminanz um etwa +10 an. In der Farbkorrektur verleihen kühle Petrol-Schatten (Sättigung ca. 8) und warme Highlights (Sättigung ca. 10) dem Bild Tiefe. Mit einem Abgleich zu den Highlights strahlen Gesichter besonders lebendig.
Während der Goldenen Stunde übernimmt vor allem HSL die Arbeit: Erhöhe die Gelb-Luminanz (+12), reduziere die Grün-Sättigung (–10) und halte die Farbkorrektur subtil. So bleibt die Haut auch im warmen Abendlicht natürlich und ausgeglichen.
Am Abend unter LED-Beleuchtung sorgt ein global warmer Highlight-Stil für stimmungsvolle Atmosphäre. Damit Hauttöne nicht unnatürlich wirken, ziehst du die Personen-Masken ab und arbeitest gezielt im Hintergrund. Magenta-LEDs lassen sich mit einer Farbbereichs-Maske deutlich abdämpfen (Sättigung –25 bis –40), und mit einer Luminanzbereichs-Maske schützt du Weißtöne. Das Ergebnis ist eine Galerie, die trotz wechselnder Lichtbedingungen wie eine durchgehende Geschichte wirkt.
Businessfotografie: Vom Konferenzsaal zur Abendveranstaltung
Im Konferenzbereich neutralisierst du den Cyanstich direkt in HSL/Farbe (Aqua-Farbton –10, Sättigung –10). In der Farbkorrektur hältst du die Sättigung niedrig und stellst die Vermischung hoch (60–80). Das sorgt für einen klaren, ruhigen Eindruck.
Auf der Bühne reduzierst du die Sättigung der Leinwand um etwa 10 Punkte, damit die Sprecher:innen die hellsten und wärmsten Bildelemente bleiben. Ein wenig Wärme in den Lichtern (Sättigung 6–8) gibt Glanz, ohne Hemden zu verfärben.
Beim Networking genügt ein Orange-Farbton von –2 für gesunde Haut und ein Blau-Farbton von –5, damit Unternehmensfarben auf Bannern oder Badges treu wiedergegeben werden.
Sportfotografie meistern: Von Mittagslicht bis LED-Scheinwerfer
Am Mittag auf dem Feld sorgt ein Grün-Farbton von –10 in HSL/Farbe für natürliches Gras. Hebst du die Blau-Sättigung um +10 an und senkst die Blau-Luminanz um –15, wirken Trikots kräftig und satt. In der Farbkorrektur hältst du die Schatten kühler und die Lichter nur leicht warm, sodass Weißtöne sauber bleiben.
Im Tunnel verstärkst du die Stimmung mit einer Schatten-Luminanz von –10 bis –15. Damit Gesichter unter Helmen nicht untergehen, hebst du mit der Maske „Personen“ die Orange-Luminanz um etwa +5 an.
In der Nacht dämpfst du störende LEDs gezielt mit der Maske „Farbbereich“, indem du die Sättigung reduzierst. Dein globaler Bildstil trägt den Rest, sodass Hauttöne sauber bleiben und der Look konsistent wirkt.
So wird dein Bildstil zum festen Ablauf
Gutes Grading ist kein spontanes Jonglieren, sondern ein zuverlässiger Ablauf, der dich nie ausbremst:
Korrektur (aus Teil 1)
Profil & Kalibrierung
HSL/Farbe für die Grundpalette
Farbkorrektur für Stimmung und Tiefe
Lokale Masken für gezielte Korrekturen
HSL-Feintuning zum Schluss, um Nebenwirkungen zu glätten
Um die Einheitlichkeit einer Serie zu wahren, arbeitest du am besten szenenweise: Wähle für jede Lichtsituation ein repräsentatives Bild, bearbeite es sorgfältig und übertrage dann nur HSL/Farbe, Farbkorrektur und Kalibrierung auf die übrigen Aufnahmen. Masken fügst du erst im Anschluss je Szene hinzu, damit sie immer exakt sitzen.
Vergiss nicht den Kontrollblick: Wechsle in der Bibliothek regelmäßig in die Übersicht oder ins Raster und betrachte zehn bis zwölf Miniaturen nebeneinander. So erkennst du schnell, ob dein Bildstil über die ganze Serie hinweg kohärent wirkt – genau so, wie es deine Kund:innen später erleben.
Adaptive Vorgaben entwickeln
Um deinen Stil möglichst flexibel einsetzbar zu machen, empfiehlt es sich, eine konservative Adaptive Vorgabe zu bauen. Für Personen genügt oft schon ein leichter Anstieg der Mitteltöne-Luminanz um +3 bis +5; sollte ein kühler Farbstich auftreten, kannst du Temperatur oder Tönung minimal nachjustieren. Der Himmel profitiert von dezenten Anpassungen im Blau- und Aqua-Bereich oder einem sanften Lift, der an einen Sonnenuntergang erinnert. Im Hintergrund sorgen kleine Eingriffe mit „Dunst entfernen“ und „Klarheit“ für mehr Struktur, ohne dabei Haut oder zentrale Motive zu beeinflussen.
Je zurückhaltender die Vorgabe, desto robuster überlebt sie verschiedene Lichtsituationen. Für Hero-Frames setzt du zusätzlich lokale Akzente.
Varianten sauber organisieren
Um verschiedene Bildstile parallel auszuprobieren, eignen sich Virtuelle Kopien hervorragend. So kannst du zum Beispiel eine Variante „warm und romantisch“ neben einer „sachlich-neutralen“ bearbeiten, ohne deine Ausgangsbearbeitung zu verlieren. Zusätzlich helfen Sofortaufnahmen, wichtige Schritte festzuhalten – etwa einmal direkt nach Kalibrierung und HSL und ein weiteres Mal nach dem finalen Grading. Damit du auch bei mehreren Versionen den Überblick behältst, solltest du sie klar benennen, zum Beispiel „Grade—WarmRomantisch_v3“ oder „Grade—SachlichNeutral_v2“.
Mit KI skalieren (Neurapix)
Wenn dein Stil steht, wird Menge zur Herausforderung. Ein lernender Assistent wie Neurapix setzt genau hier an: Er lernt deinen fertig bearbeiteten Look – von Weißabgleich, Belichtung und HSL/Farbe über Farbkorrektur und Kalibrierung bis hin zu lokalen Anpassungen – und erstellt daraus ein SmartPreset, das deine Handschrift abbildet statt einen generischen Effekt.
Neurapix lernt deinen Stil anhand von 500–2.000 fertigen Bildern und kann daraus auch separate SmartPresets für unterschiedliche Genres anlegen. Es übernimmt den ersten Bearbeitungsgang, während du den Feinschliff übernimmst. Halte die Presets durch neue Referenz-Edits aktuell und prüfe bei neuen Kameras die Kalibrierung. Ergebnis: Tempo und Konsistenz, während du kreativ bleibst.
Export & Übergabe – der letzte Schliff
Damit dein Bildstil in Web, Print und Presse unverfälscht ankommt, ist der Export der entscheidende Schritt.
Farbraum
Standard ist sRGB – perfekt für Web, Online-Galerien, Social Media und die meisten Fotolabore. Liefert ein Labor ein eigenes ICC-Profil, solltest du vorher einen Softproof machen und gezielt dafür exportieren. Für Retusche- oder Design-Teams eignen sich 16-Bit-TIFFs in Adobe RGB; wenn noch weitere Bearbeitungsschritte geplant sind, ist auch ProPhoto RGB sinnvoll.
Bittiefe & Dateiformat
Für finale Kundenbilder reicht in der Regel ein 8-Bit-JPEG mit Qualität 80–90 – eine gute Balance aus Dateigröße und Bildqualität. Für Presse, Print oder Archivierung sind dagegen 16-Bit-TIFFs ideal, wahlweise ohne oder mit ZIP-Komprimierung.
Schärfen und Bildgröße
Schärfen solltest du nur einmal – am Ende des Workflows. Für digitale Ausgaben reicht in der Regel Screen—Standard, bei sehr kleinen Webgrößen kannst du auf High gehen. Für den Druck orientierst du dich am jeweiligen Papier (Matte, Lustre oder Glossy), wobei Standard meist zuverlässig funktioniert. Falls das Labor selbst nachschärft, lieferst du am besten ungeschärfte TIFFs.
Bei der Bildgröße genügen für Web und Social Media Dateien mit einer langen Kante von 2048–3000 px bei Qualität 80–90. Für Prints oder Alben solltest du mit voller Auflösung oder mit 4000–7000 px an der langen Kante arbeiten und dabei im Workflow mit 300 ppi kalkulieren.
Farbkonsistenz
Achte darauf, das Profil immer einzubetten, und kontrolliere deine Ergebnisse auf einem zweiten Gerät. Stimmt die Wiedergabe von Weißtönen, Haut und Unternehmensfarben? Bei Corporate- oder Eventjobs lohnt sich der Abgleich mit den Farbreferenz-Vorgaben des Unternehmens (in sRGB).
Bewährte Export-Vorgaben
Web: sRGB, 3000 px, Q85
Print: sRGB, volle Auflösung
Presse: TIFF, 16-Bit, Adobe RGB, ohne Schärfung
Retusche: TIFF, 16-Bit, ProPhoto RGB, ZIP
Fazit
Gutes Grading ist subtile Souveränität. HSL/Farbe formt die Palette, die Farbkorrektur setzt die emotionale Tonung, die Kalibrierung hält ganze Serien zusammen – von Mittagsschatten über LED-Tanzfläche bis zum Stadiontunnel. Mit Masken und adaptiven Vorgaben bleibt dein Stil flexibel und wiedererkennbar. Die Quintessenz: Dein Lightroom-Bildstil wird zur Signatur – skalierbar, konsistent und emotional, von der ersten Korrektur bis zum finalen Export.
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Über Neurapix
Neurapix ist ein deutsches Start-up mit Sitz in Göttingen. Das 2021 gegründete Unternehmen hat eine künstliche Intelligenz entwickelt, die individuelle Stile bei der Bildbearbeitung erlernt und innerhalb des Programms Adobe Lightroom anwendet. Dadurch können Fotograf:innen binnen kurzer Zeit sehr große Mengen Fotos in ihrem Stil bearbeiten lassen und erheblich Zeit sparen.
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